für die Woche vom 18. bis zum 24. Juli
Nun lasst uns Gott, dem Herren
Evangelisches Gesangbuch Nr. 320; Orgel und Gesang: KMD Ingrid Kasper
Predigt am Sonntag, 18. Juli, über 1. Könige 17, 1-16,
von Pfarrer Hans-Helmuth Schneider
Und es sprach Elia, der Tischbiter, aus Tischbe in Gilead zu Ahab: So wahr der Herr, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn. Da kam das Wort des Herrn zu ihm: Geh weg von hier und wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Krit, der zum Jordan fließt. Und du sollst aus dem Bach trinken, und ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen sollen. Er aber ging hin und tat nach dem Wort des Herrn und setzte sich nieder am Bach Krit, der zum Jordan fließt. Und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch des Morgens und des Abends, und er trank aus dem Bach. Und es geschah nach einiger Zeit, dass der Bach vertrocknete; denn es war kein Regen im Lande. Da kam das Wort des Herrn zu ihm: Mach dich auf und geh nach Sarepta, das zu Sidon gehört, und bleibe dort; denn ich habe dort einer Witwe geboten, dass sie dich versorge. Und er machte sich auf und ging nach Sarepta. Und als er an das Tor der Stadt kam, siehe, da war eine Witwe, die las Holz auf. Und er rief ihr zu und sprach: Hole mir ein wenig Wasser im Gefäß, dass ich trinke! Und als sie hinging zu holen, rief er ihr nach und sprach: Bringe mir auch einen Bissen Brot mit! Sie sprach: So wahr der Herr, dein Gott, lebt: Ich habe nichts Gebackenes, nur eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Und siehe, ich habe ein Scheit Holz oder zwei aufgelesen und gehe heim und will’s mir und meinem Sohn zubereiten, dass wir essen – und sterben. Elia sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! Geh hin und mach’s, wie du gesagt hast. Doch mache zuerst mir etwas Gebackenes davon und bringe mir’s heraus; dir aber und deinem Sohn sollst du danach auch etwas backen. Denn so spricht der Herr, der Gott Israels: Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nichts mangeln bis auf den Tag, an dem der Herr regnen lassen wird auf Erden. Sie ging hin und tat, wie Elia gesagt hatte. Und er aß und sie auch und ihr Sohn Tag um Tag. Das Mehl im Topf wurde nicht verzehrt, und dem Ölkrug mangelte nichts nach dem Wort des Herrn, das er geredet hatte durch Elia.
Liebe Gemeinde,
nach Moses ist der Prophet Elia derjenige Israelit, der im Alten Testament die größte Verehrung erfahren hat. Er lebte im 9. Jahrhundert vor Christus unter einem fruchtbar schlechten König namens Ahab, gegen den er einigen Widerstand leistete. Das hat man ihm im Nachhinein hoch angerechnet, so sehr, dass man sein Leben mit einer ganzen Reihe von märchenhaften Elementen ausgestattet hat. Unser Predigttext ist ein Beispiel dafür.
Wichtig sind dabei nicht die märchenhaften Züge, sondern das, was sie bedeuten. Am auffälligsten ist das bei der Witwe und ihren Öl- und Mehlvorräten. Eine Dürre geht um, drei Jahre lang, und es gibt kein Essen mehr zu kaufen. Als die Witwe gemeinsam mit ihrem Sohn ihre letzten Vorräte aufbrauchen will und danach eigentlich nur noch die Aussicht hat, zu verhungern, taucht Elia bei ihr auf - mit der Botschaft, Gott wäre der Meinung, sie solle ihn versorgen. Ja wie denn? Nun, indem der Mehltopf und der Ölkrug nie leer werden, so viel sie auch herausnimmt; das würde so lange so gehen, bis es wieder regnen würde, denn danach würde es auch wieder Nahrungsmittel im Land geben.
Das Alte Testament macht hier deutlich, dass es eine gute Sache ist, wenn man sich gegenseitig hilft. Wer hilft, hat selber auch etwas davon. Man könnte ja zunächst einmal das Gegenteil annehmen. Wenn ich jemandem helfe, dann hat der andere etwas davon und ich einen Nachteil. Bei Gott ist das anders, sagt dieser Text. Oder vielleicht hat Gott die Welt überhaupt so eingerichtet, dass die Gleichung nicht so einfach ist: Hier Gewinn, dort Verlust.
Wir kennen das in vieler Hinsicht. Zum Beispiel bei sozialen Berufen. Niemand kann immer nur geben und sich verschenken - es sei denn, er oder sie würde nicht auch etwas zurückbekommen; sei es die Erfahrung von Sinn, sei es die Erfahrung von Glück oder Dankbarkeit anderer, die einen dann selber auch glücklich und dankbar machen kann, spätestens dann, wenn man selber etwas dazu hat beitragen können. Das Gleiche gibt es auch im privaten Leben, nicht nur im beruflichen.
Auch mir als Pfarrer geht es immer wieder so, vom Religionsunterricht in der Schule angefangen bis zu, sagen wir einmal, Beerdigungen. Ich habe schon Menschen sagen hören: Beerdigungen würde ich ja nie halten wollen. Gut, das ist vielleicht auch nicht für jeden das Richtige. Aber wenn man davon ausgeht, dass das Christentum selbst im Fall des Todes noch etwas zu sagen hat, bei allem Unglück, das der Tod auch bedeutet, und wenn man dann hie und da auch im Nachhinein gesagt bekommt, dass man etwas gut gemacht hat bei der Trauerfeier, dann geht man mit einer Erfahrung von Sinn wieder nach Hause, die einem auch selber etwas bedeutet.
Nicht immer ist das so, nein, das nicht. Aber es ist doch so, dass ich sagen würde: Bei Gott ist das so. Ganz im Allgemeinen, und im Besonderen lässt sich das manchmal auch bemerken. Und ich denke, irgendwie ist es auch das, was dieser Predigttext von Elia und der Witwe sagt. Bei Gott ist eine Fülle, da können die Umstände noch so armselig sein - bei Gott ist eine Fülle, die kommt selbst dann noch zum Tragen. Und sie trägt wirklich etwas. Noch einmal anders gesagt: Gott selber ist die Fülle. Und wo er dabei ist, da bleibt für jeden etwas übrig.
Man hat diese alttestamentliche Geschichte heute zusammengespannt mit der Lesung von der Speisung der 5000. Hier gibt es auch viel zu wenig für alle, aber weil Jesus eben dabei ist, entsteht eine Fülle, die über jede menschliche Erwartung hinausgeht. Diese Fülle geht nicht auf die zurück, die sie verteilen. Sondern auf Jesus selbst. Das ist, wenn man so will, eine bildliche Darstellung der Kirche. Nicht wir Pfarrer sind es, auf die es ankommt. Sondern darauf, dass Gott dahintersteht. Nicht die Menschen machen das Wichtigste selber. Es geschieht aber trotzdem etwas.
Und der Zusammenhang ist sogar noch größer. Die Geschichte von der Speisung der 5000 hat man oft auch als eine Art Symbol für das Abendmahl angesehen. Jesus verteilt Brot und Wein. Das ist eigentlich nichts allzu Besonderes. Aber weil er zugleich in und mit und unter Brot und Wein selber mit dazukommt, mit seinem Leib und seinem Blut, also mit seinem Tod und seiner Auferstehung, ist das Abendmahl eben gleichzeitig sehr viel mehr als dass man nur ein Stück Brot isst und einen Schluck Wein trinkt. Und Jesus ist für jeden da, der dabei ist. Und wieder hängt es nicht an denen, die es austeilen. Sondern an Jesus. An Gott.
Diese Zusammenhänge werden in der alltestamentlichen Geschichte von Elia sozusagen im Voraus abgebildet. Sie zeigen uns den großen Zusammenhang, in dem unser aller Leben steht. Gemeinsam mit Gott ist unser Leben etwas wert, gemeinsam mit Gott sind wir wichtig für andere und andere für uns, entsteht ein Austausch zwischen Menschen und Dingen dieser Welt, der zugleich einen Austausch zwischen Himmel und Erde mit beinhaltet. Und der uns wertvoll macht, weil wir für Gott wertvoll sind. Der etwas von der Liebe zeigt, die Gott für uns und für jeden und alles andere auf dieser Welt hat. Mögen die Umstände noch so armselig sein; mag es noch so wenig sein, was wir zu bringen haben. Fünf Brote und zwei Fische für 5000 waren nicht gerade viel. Ein kleiner Rest von Mehl und Öl für drei Jahre waren nicht gerade viel. Aber das ist es, worauf Gott aufbauen kann. Ihm ist nichts zu wenig. Ihm ist niemand zu klein. Für ihn ist noch das Geringste wertvoll oder sinnvoll oder etwas, aus dem seine Liebe noch etwas Großes machen kann.
Amen
Galliard
Orgel: KMD Ingrid Kasper
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Herzlichen Dank.